Postkrieg

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Postkriegbeleg
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Postkriegbeleg

Als Postkrieg bezeichnet man postalische Maßnahmen von Amts wegen gegen Marken und Stempel (bzw. deren Bild oder Inschrift) auf einer Postsendung, die vom Land des Absenders verausgabt und im Land des Empfängers aus politischen Gründen nicht akzeptiert wurden. Dabei kam es durch die Postämter des Empfängerlandes zu entsprechender Behandlung der Postsendung, die sich in Schwärzungen der beanstandeten postalischen Merkmale, Nachgebührerhebungen, Zurücksendung oder anderen Maßnahmen äußerte. Die jüngste und detaillierte Postkriegsdefinition lässt eine genaue Abgrenzung von Postkriegsbelegen gegenüber solchen zu, die als Postkrieg missinterpretiert werden können.

Weltweite Postkriege

Entgegen allgemeiner Auffassung ist Postkrieg in der Postgeschichte nicht auf die Zeit ab 1948 beschränkt und auch nicht nur ein Produkt des Kalten Krieges. Viel mehr gibt es Postkriege bereits ab 1871 und der letzte bis heute bekannte Postkrieg datiert aus dem Jahr 1999. Dabei gibt es Postkriegsszenarien auf der ganzen Welt, viele Länder sind „Opfer“ oder „Auslöser“ von Postkriegen.

Beispiel eines Postkriegbeleges. Die Notopfermarke, auf Sendungen in die DDR nicht vorgeschrieben, wurde dort, wenn sie auf einer Postsendung angetroffen wurde, beanstandet. In diesem Fall erfolgte die Rücksendung mit entsprechendem Rahmenstempel als Hinweis auf die Art der Beanstandung.

Geschichte des Postkrieges

Hier eine chronologische Zusammenstellung bekannter Postkriege. Die Liste ist keineswegs vollständig.

  • 1871/72 Postkrieg zwischen Elsass-Lothringen als Teil des Norddeutschen Bundes, ab 1872 dann des neu gegründeten Deutschen Reiches und Frankreich. Die Besatzungs- und später Brustschildmarken werden in Frankreich nicht als frankaturgültig anerkannt und mit Nachgebühr belegt. Im Gegenzug werden französische Marken in Elsass-Lothringen nicht anerkannt und ebenfalls mit Nachgebühr belegt.
  • 1924-35 Postkrieg zwischen Mongolei und China. China erkennt die mongolische Unabhängigkeit nicht an. Alle mongolischen Marken dieses Zeitraumes werden von China mit Nachgebühr belegt.
  • 1933-39 Postkrieg zwischen Ungarn und der Tschechoslowakischen Republik (CSR). Beanstandung zweier Flugpostmarken Ungarns durch die Tschechoslowakische Republik. Entsprechende Sendungen gehen handschriftlich oder mit Aufkleber zurück. Im Gegenzug werden durch Ungarn bestimmte tschechoslowakische Marken beanstandet und Sendungen mit handschriftlichem Vermerk zurückgesandt.
  • 1934-37 Postkrieg zwischen Mandschuko und China. China schwärzt Stempel mit Landesnamen und Jahreszahlangaben des japanischen Marionettenstaates.
  • 1948/49 Berliner Postkrieg. Westberlin und die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) liefern sich im Rahmen der Währungsreform in West- und Ostdeutschland Postkrieg. Dabei verweigert die SBZ die Anerkennung der Westberliner Marken, später reagiert auch die Westberliner Post und erkennt SBZ-Marken nicht an. Die Maßnahmen sind im wesentlichen Zurücksendungen und Nachgebühreerhebungen.
  • 1949-56 Postkrieg wegen der Marke "Notopfer Berlin" zwischen der Bizone/Franz. Zone/BRD und der SBZ/DDR. In die SBZ/DDR, nach Berlin und ins Ausland musste die Marke nicht verklebt werden. In der SBZ/DDR wurde die Marke wegen Ihres Bezuges zu Berlin abgelehnt, und wenn angetroffen, beanstandet. Es kam zu Zurückweisungen (siehe Bild) und Schwärzungen.
  • 1965-67 Postkrieg zwischen der Bundesrepublik und den Ostblockstaaten. Die Marke "20 Jahre Vertreibung" der Bundespost wird in den Ostblockländern als revanchistisch abgelehnt und die Marke, wenn auf Sendungen angetroffen "behandelt". Die DDR geht dabei mit farblichen Übermalungen zu Werke (so werden schwarze, weiße, rote, gelbe, blaue, grüne und andere Farben verwendet). Auch Polen, CSSR, UdSSR, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, China, Nordkorea und die Mongolei behandeln die Marke.
  • 1965-71 Postkrieg zwischen (Süd-)Rhodesien und Großbritannien. Die Unabhängigkeit Rhodesiens wird von Großbritannien nicht anerkannt und Markenausgaben Rhodesiens zu diesem Anlass in Großbritannien als frankaturungültig erklärt. Auch die ersten Marken Rhodesiens in Dezimalwährung werden von Großbritannien nicht anerkannt. In beiden Fällen kommt es zu Nachgebührerhebungen. Auch andere Länder des Commonwealth wie Indien, Mauritius, Malawi und Sambia schließen sich dieser Maßnahme an.
  • 1967-72 Postkrieg zwischen Israel und einigen Ostblockstaaten. Marken Israels mit militärischen und auch als politisch empfundenen Darstellungen (z.B. Darstellungen von Ost-Jerusalem) werden in der DDR, UdSSR und Polen beanstandet. Entsprechende Sendungen werden mit Stempeln oder Aufklebern zurückgesandt.
  • 1985-88 Postkrieg zwischen der Bundesrepublik und Ostblockländern. Die Marken "40 Jahre Heimatvertriebene", "30 Jahre Bundeswehr" und "Reichstagsgebäude" werden von verschiedenen Ostblockländern nicht akzeptiert und entsprechende Sendungen retourniert. Es beteiligen sich die DDR, Polen, CSSR, Bulgarien, Mongolei, UdSSR, Afghanistan in unterschiedlichem Ausmaß an den Zurücksendungen.
  • 1999 Postkrieg zwischen Frankreich und Libanon. Die französische Marke "40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Frankreich und Israel" wird auf Post in den Libanon beanstandet. Die französische Post schickt entsprechend zurückkommende Briefe in einem Ersatzumschlag wieder nach Libanon.

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